Ein langer Weg bis zum Ziel

Das Reisen war schon immer eine Leidenschaft von uns beiden. Viele Länder haben wir in den letzten Jahren besucht. Die Städtereisen wären interessant und die Strandferien erholsam und wunderschön. Doch mit der Zeit befriedigten uns diese Urlaube nicht mehr. Dass wir anfingen die Hotels und Anlagen, welche alle exzellent waren, zu vergleichen störte uns. Wir wollten etwas ganz anderes als bisher, und viel einfacher und ruhiger leben. Aber wie? Eine grössere Reise schwebte uns schon lange vor, aber bei 5 Wochen Urlaub im Jahr und Verantwortung im Job war dies schlecht möglich. Es wäre eben schon reizvoll längere Zeit in Ländern wie Kanada/USA/Mittel und Südamerika herum zu Reisen. Wir spinnten unsere Ideen immer weiter zusammen, und schon bald war es für uns klar, dass wir es tun wollten.

Zuerst noch, wenn wir dann pensioniert sind. Da Hansruedi aber kurz vorher gesundheitlich ein wenig angeschlagen war, wollten wir es nicht noch so lange aufschieben. Man weiss ja nie wie gut man mit 65 noch beisammen ist. Wir entschieden uns im Jahre 2019 on tour zu gehen.

Da Hansruedi nach 15 Jahren bei Cottinelli Malans nach einer neuen Herausforderung ausschau hielte und es in seinem Betrieb Veränderungen gab, kam das Angebot von Bindella Weine Zürich wie gerufen. Bindella wollte ihn für 2 Jahre verpflichten mit der Aussicht auf Weiterbeschäftigung nach unserer Reise. Da mussten wir nicht lange überlegen. Arbeitgeber sehr gut, Arbeitsgebiet sehr gut und die Aussicht auf Weiterbeschäftigung war unübertrefflich.

Wir konnten nun definitiv unser Grossprojekt auf April 2020 zu planen beginnen.

 

Nachdem wir unsere finanzielle Lage überprüft hatten, gab es noch so einiges zu Organisieren.

Wir mussten uns über Versicherungen, Krankenkassen, Visum und vieles Andere informieren.

Als erstes leiteten wir die Genehmigung des Visums ein. Dies war uns deshalb so wichtig da das neue Oberhaupt der USA etwas unberechenbar in dieser Zeit war. Man wusste ja nie wer bekommt noch ein Visum und wer nicht. Dass er plötzlich etwas gegen die Schweizer Banken haben konnte, musste man in Kauf nehmen. Somit machten wir uns dann eines Tages auf nach Bern und beantworteten dort alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen. Und wir können Euch sagen, die wollten viel wissen. Aber, wir hatten ein paar Tage später das Visum im Pass eingetragen und konnten uns somit mit anderem beschäftigen.

Das mit der Auslandsversicherung hatten wir bald einmal geklärt. Es gibt ja im Netz unzählige Blogs die über Ihre Erfahrungen auf der Panamericana berichteten. Da erfuhren wir auch viele andere wichtige Hinweise. z.B. wie man sich am besten auf die Grenzübergänge in Südamerika vorbereitet und was dabei zu tun ist.

 

Jetzt stellte sich aber eine weitere Frage: Wie verständigen wir uns mit diesen Leuten? Wir konnten beide ein wenig Englisch, genug für Urlaub, aber überhaupt kein Spanisch. Wir entschieden uns uns aufzuteilen. Astrid konzentrierte sich weiter aufs Englisch und Hansruedi begann mit dem Spanisch. Nicht ganz einfach wenn man eine Sprache von Grund auf erlernen muss. Da er aber schon immer ein sehr ehrgeiziger Mensch war und noch immer ist, hat er auch diese Herausforderung gepackt.

Über Skype hat er eine Spanischlehrerin gefunden. Wohnhaft in Köln, aber gebürtig aus Peru. Diese Konstellation machte es zusätzlich noch spannend. Sie konnte doch so einiges aus ihrem Land erzählen, welches wir ja auch auf unserem Reiseplan hatten. Die Stunden gestalteten sich so sehr abwechslungsreich und wir konnten uns schon bald einmal Gedanken über einen Urlaub in Spanien machen.

 

Ein weiterer Punkt war das Fahrzeug.

Wir wollten die Zeit die wir jeweils in einem Land zur Verfügung hatten zum Reisen nutzen und nicht um ein Fahrzeug zu suchen. Somit entschieden wir uns ein Fahrzeug in der Schweiz zu kaufen und dann nach Halifax zu verschiffen, so dass wir dort einsteigen und die Reise sofort beginnen konnten.

Zu Hause machten wir uns mal im Internet über die verschiedenen Fahrzeuge schlau. Da war es schon nicht leicht, gab es doch unzählige Varianten und Anbieter, aber als wir dann an die erste Camping Ausstellung gingen, wurde es erst recht schwierig.

Unsere Vorstellung wurden ganz schnell mal über den Haufen geworfen. Unser Favoritenmodel viel schon beim einsteigen aus dem Rennen. So stiegen wir dann 2 Tage lang in die verschiedenen Fahrzeuge ein und aus, probierten die Schränke bezüglich Stabilität aus und entschieden uns dann für zwei Modelle.

Zuschlagen wollten wir aber da noch nicht, da wir der Meinung waren, dass wir noch etwas Zeit benötigen würden. Wir verschoben die Entscheidung auf die grösste Messe in Düsseldorf.  

An dieser wollten wir dann Nägel mit Köpfen machen. Wir hatten die Auswahl zwischen einem Model von LMC und eines von Dethleffs. Die Variante Off Road hatten wir gestrichen. Ein bisschen Komfort war uns trotz allem wichtig, welcher sich aber nicht mit diesen Fahrzeugen vereinbaren lies.

Nach einigen Stunden hin und her entschieden wir uns endgültig für das Model von Dethleffs. Auch da waren wir aber von unserer ursprünglichen Idee von einem Doppelbett abgekommen. Wir bevorzugten eine grosse Garage, mussten dafür aber ein anderes Bett wählen.

Unsere Wahl fiel auf den Dethleffs Esprit T 7510 EB. 7.60 Meter lang und auf 4,5 Tonnen aufgestockt.

Es war Ende August 2017 und die Lieferzeit sollte spätestens Mai 2018 sein. Auch dies passte für uns. Dass dann alles anders kommen sollte wussten wir damals zum Glück noch nicht.

 

Der Vertrag war unterschrieben, doch 4,5 Tonnen hiess für uns beide nochmals in die Fahrschule zu gehen. Wir meldeten uns sofort für die Fahrstunden und vor allem für die Theorieprüfung an. Mit einem App sei dies ganz einfach möglich. Wir besorgten uns dieses und lernten wie verrückt. Schon bald gings an die Prüfung, und dann die Ernüchterung. Beide durchgefallen. Was war geschehen? Schon beim starten des Programms war uns klar, dass wird nichts. Es hat komplett anders auf dem Bildschirm ausgesehen als auf dem App. Das vom Strassenverkehrsamt empfohlene App hielte nicht was es versprach. Es blieb uns nichts anderes übrig wie beim Fahrlehrer Theoriestunden zu nehmen und zu versuchen die ganze Materie zu verstehen. Andrian von der Fahrschule Fresh up in Altendorf brachte uns dies in aller Ruhe bei. Bei ihm lernten wir zu "entschleunigen" und absolvierten beide die Prüfung mit Bravur.


Und noch etwas musste gelernt werden.

Um Mobil zu bleiben entschlossen wir uns uns einen Roller zu kaufen und auf dem Wohnmobil zu montieren. Die Garage für den Roller zu benutzen wurde uns abgeraten, da wir gleich oberhalb unser Bett haben und man die Dämpfe immer riechen würde. Für Hansruedi war es kein zusätzlicher Aufwand, da er schon im Besitz des Motorradausweises war, aber Astrid standen noch ein paar Stunden bevor. Was tut man nicht alles für seine Träume.

Die Wochen und Monate vergingen und wir hatten immer etwas zu tun. Die Einrichtung der Garage musste organisiert werden, wir machten uns Gedanken betreffend einer Luftfederung und der Rollerträger war auch ein Thema. Das mit der Garage merkten wir bald, mussten wir selber in die Hand nehmen. Die eine Firma wollte nicht, da wir das Fahrzeug nicht bei Ihnen gekauft hatten und die andere Firma verstand nicht was wir uns vorstellten. So setzten wir uns mit der Firma Idea Systec direkt in Verbindung. Wir wurden wunderbar, per Email, beraten und schon bald wurde uns das Gestell geliefert. Der Zusammenbau funktionierte gemäss Anleitung reibungslos.

So besorgten wir uns das Eine oder Andere und unser kleines Zimmer wurde immer voller. Nur eines fehlte noch: unser Fahrzeug. Im Januar verabredeten wir uns dann mit unserem Verkäufer um diverses noch zu besprechen und den Termin der Ablieferung zu fixieren. Wir freuten uns darauf, da wir Anfangs Juni Urlaub in Deutschland geplant hatten.

Samstag Morgen, im Büro des Händlers, sitzen wir gespannt und warten. Mit einer Selbstverständlichkeit wurde uns von ihm mitgeteilt, dass das Fahrzeug frühestens im Juli/August kommen würde. Peng! Das hatten wir nicht erwartet. Der Händler erklärte dann noch, dass sie als Händler keinen Einfluss hätten, da die Firma Dethleffs eh machen würde was sie wollen. Da auch die anderen Dinge die wir mit ihm besprechen wollten nicht vorbereitet waren, wie schon alles andere in der Vergangenheit, gingen wir völlig niedergeschlagen wieder nach Hause. 

Was sollen wir nun tun? Wir hatten ja unsere Ferien gebucht, beziehungsweise eingegeben. Wir entschlossen dann, nachdem wir uns wieder erholt hatten, den Urlaub trotzdem zu machen, aber nicht wie geplant. Wir stöberten das Internet durch und buchten uns eine Reise nach Namibia. Man gönnt sich ja sonst nichts.

 

Genau ein Jahr nach der Unterzeichnung des Vertrages wurde dann unser Fahrzeug geliefert.

Wir überprüften ob alles so bestellt wurde wie wir es wünschten und mussten nun noch auf die Vorführung und in Verkehrssetzung warten. 

Am 24. August 2018 war es dann soweit. Unser Fahrzeug war abhol bereit. Nach einigen Schwierigkeiten mit dem Händler freuten wir uns aber extrem darauf. Die Einführung war der Firma entsprechend. Schlecht!

Wir wussten bald, dass wir viel selber entdecken mussten.

 

Stolz fuhren wir mit unserem fahrbaren Eigenheim nach Hause um uns dann dort mit Ihm anzufreunden.

Es wartete eine Menge Arbeit auf uns. Wir hatten uns den ganzen Samstag für das Einrichten vom Wohnmobil reserviert. Früh morgens machten wir uns dann auch gleich an die Arbeit. Am meisten Arbeit gab die Heckgarage. Es sollte ja am Ende alles gerade sein und so mit dem Fahrzeug verspannt, dass es beim Fahren nicht auseinander fällt. Bis zur letzten Kiste brauchte es schon einen halben Morgen, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

Im Fahrzeuginnern wurde ebenfalls fleissig gearbeitet. Da galt es zu schauen, dass nichts klappert. Wir versuchten uns Bestes, aber so richtig sehen wird man es erst nach der ersten Fahrt.

Ein Highlight in unserem Wohnmobil ist das Weingläser-Regal. Da hat sich Astrid so richtig was überlegt. Wir wollten es ja auch hier so zelebrieren können wie zu Hause.

Wir beendeten den Tag sichtlich zufrieden. Alles war verstaut und hat so funktioniert wie wir es uns vorgestellt hatten. Wir waren uns aber auch bewusst, dass wir dem eine oder andere einen neuen Platz geben werden. Im Moment passte es aber.

Wer glaubt, dass wir in der einjährigen Wartezeit nichts gemacht haben der irrt. 

Abgesehen davon, dass wir uns durch alle möglichen Foren lasen, kümmerten wir uns auch um die Zukunft.
Die Essensbeschaffung war ein grosses Thema. Nein, wir machten nicht den Jagtschein, Hansruedi machte dem Fischerausweis. Schon lange Zeit davor hatte er immer wieder vom Fischen erzählt. Kein Würmlibaden, Fliegenfischen. Da ein langjähriger Kollege leidenschaftlicher Fliegenfischer ist, nutzte er diese Beziehung und lernte mit Noldi wie das geht. Auch seine Köder lernte er selber herzustellen. Unglaublich was für Begabungen aus diesem Mann heraus kamen.
Das gelernte reichte für unsere Schweizer Seen und Flüsse, aber für die grosse weite Welt?
Auf jeden Fall musste eine grössere Angel her und auch die Köder musste angepasst werden. Für die Köder war er verantwortlich, die Angel schenkten wir ihm auf seinen Geburtstag.

Aber auch Astrid blieb nicht untätig. Ihr neue Kamera wurde auf jeden Ausflug mitgenommen und es wurde alles mögliche ausprobiert. Schliesslich ist das Ziel in Alaska Hansruedi zu Fotografieren wie er im Fluss neben einem Bär einen Lachs fängt, und dass wir alle Eindrücke auf unserer Reise bildlich festhalten können. Dies musste definitiv gelernt werden. Anfangs waren es Landschaften, Tiere, dann Menschen und schliesslich noch die Sterne.